Tiefenschärfe verstehen lernen
Ob es nun Tiefenschärfe oder Schärfentiefe heißt, soll nicht das Hauptthema des Artikels sein. Vielmehr soll es um die kreativen Möglichkeiten gehen, welche das Spiel mit der Tiefenschärfe einem Fotografen ermöglicht. Wer einmal Spaß daran gefunden hat, wird dieses Gestaltungsmittel nicht mehr missen wollen.
Den typischen Portraitlook, bei dem das Modell scharf und der Hintergrund unscharf ist, dürfte jeder schon einmal gesehen habe. Wenn nicht, greifen Sie zur nächstbesten Zeitschrift.
Man verwendet bei Portraits gezielt eine geringe Tiefenschärfe, um das Hauptmotiv besonders hervorstechen zu lassen. Stellen Sie sich den Hintergrund im obigen Bild einmal komplett scharf vor. Die winterliche Landschaft würde den Blick des Betrachters zu sehr ablenken. Dieses „hervorstechen lassen“ bezeichnet man auch als Freistellen.
Bei Landschaftsaufnahmen oder beispielsweise Gruppenfotos möchte man natürlich möglichst alle Personen bzw. in der Regel die gesamte Landschaft scharf abgebildet haben. Um das zu Erreichen versucht man eine möglichst hohe Tiefenschärfe zu erzeugen.
Wie kann ich die Tiefenschärfe beeinflussen?
Die Tiefenschärfe lässt sich durch mehrere Faktoren beeinflussen. Die wichtigsten Faktoren sind die Blende und die Brennweite (= Zoom). Auch durch eine Veränderung des Abstandes zum Motiv lässt sich die Tiefenschärfe variieren.
Tiefenschärfe durch die Brennweite verändern
Für Portraitshootings verwendet man in der Regel Objektive mit einer Brennweite um die 85 mm, je nachdem welches Ergebnis man erreichen möchte. Man spricht auch von einer „Portraitlinse“. Eine solche Brennweite entspricht wohl ungefähr einem „Zoom“ von drei oder vier an einer durchschnittlichen Kompaktkamera.
In den seltensten Fällen werden Portraits mit Weitwinkelobjektiven, die eine sehr geringe Brennweite haben, gemacht. Dies ist aus einem ganz einfach Grund so:
Je größer die Brennweite (= Zoom) desto weniger Tiefenschärfe, desto unschärfer wird also der Hintergrund. Ideal für ein Portraitfoto!
Die Blende als Einflussfaktor
Der zweite große Einflussfaktor auf die Tiefenschärfe ist die vom Fotografen gewählte Blende. Bei kleinen Kompaktkameras lässt sich diese leider nicht immer manuell festlegen. Sobald man aber eine etwas bessere Kompaktkamera oder gar eine Spiegelreflexkamera hat, ist dies kein Problem mehr.
Je weiter offen die Blende ist, also je kleiner der Blendenwert (z.B. F 1.6 oder F 2.8), desto geringer fällt die daraus resultierenden Tiefenschärfe aus.
Eine „Portraitlinse“ hat also im Idealfall nicht nur eine nicht all zu geringe Brennweite, sondern eine möglichst weit zu öffnende (= große) Blende.
Tipp für Komapktkameras: Portrait und Makromodus
Ihre Kamera ermöglichst Ihnen das manuelle Einstellen der Blende nicht? Kein Problem. Mit einem kleinen Trick kann man hier nachhelfen. Wählen Sie einfach den Portraitmodus aus. Die Kamera versucht nun automatisch eine möglichst geringe Tiefenschärfe zu erreichen und öffnet die Blende daher so weit wie möglich.
Hat Ihre Kamera keinen Portraitmodus, so wählen Sie am besten den Makromodus. Dieser hat einen ähnlichen Effekt.
Achtung: Sobald Sie beispielsweise eine Spiegelreflexkamera haben, bringen Ihnen diese Modi allerdings nichts mehr. Die Kamera passt in der Regel nur noch die Farben ein wenig an. Aber bei einer Spiegelreflexkamera können Sie den Blendenwert ja auch bequem selbst festlegen.
Der Abstand zum Motiv
Eine weitere Möglichkeit die Tiefenschärfe zu verändern ist Ihr Abstand zum Motiv. Umso näher Sie am Motiv sind, umso geringer fällt die Tiefenschärfe aus. Daher auch der Tipp mit dem Makromodus, für Fotografen mit einer Kompaktkamera.
Je größer der Abstand zum Motiv, desto mehr Tiefenschärfe. Je geringer der Abstand desto weniger Tiefenschärfe.
Tiefenschärfe oder Schärfentiefe?
Was denn jetzt? Tiefenschärfe? Nein, Schärfentiefe! – Diese Debatte wird sich wohl nie ganz aus der Welt schaffen lassen. Ich selbst mag das Wort Tiefenschärfe deutlich lieber. Korrekter und beispielsweise auch von Wikipedia definiert dürfte die Schärfentiefe sein. Schärfentiefe ist als die Ausdehnung des scharfen Bereiches festgelegt. Also wie tief die Schärfe ist. Eben die Schärfentiefe und (leider) nicht die Tiefenschärfe.
Letzten Endes ist es ja egal, wie man nun dazu sagt. Hauptsache ist, man kennt dieses Gestaltungselement und weiß, wie man es für das eigene Foto nutzen kann.
Autor des Artikels: Daniel Zellfelder
Hallo zusammen! Ich bin Jahrgang 1990 und mich fesseln Fotografie, grafische Arbeiten sowie das Erstellen von Webseiten. Neben der Natur fotografiere ich Menschen und Veranstaltungen. Derzeit probiere ich mich an der Konzeptfotografie. Um andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, habe ich 2006 dieses Onlinemagazin ins Leben gerufen.
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