Hochzeitsfotografie: Probeshootings
Die Bedingung dafür, dass ich dem Brautpaar den Gefallen tun würde, ihre Hochzeit zu fotografieren war ja, dass wir zwei Probeshootings im Vorfeld durchführen würden. Diese Probeshootings wollten wir an dem Ort abhalten, an dem wir dann auch die Paarfotos vom Brautpaar am Hochzeitstag machen wollten.
Mit den Probeshootings verfolgte ich mehrere Absichten:
- Das Brautpaar sollte sich an das Posieren vor der Kamera und die verschiedenen Posen gewöhnen.
- Ich wollte mich an das Fotografieren von Menschen aber auch an das Erteilen von Anweisungen zum Posen gewöhnen.
- Wir alle sollten die Location kennen lernen und gute Plätze für die Fotos finden.
- Und letztlich sollten anhand der dabei entstandenen Bilder Fehler aufgedeckt werden, um sie beim eigentlichen Paarshooting am Hochzeitstag vermeiden zu können.
Beim Probeshooting ist es wichtig, dass das Brautpaar Kleidung trägt, die von den Farben her denen am Hochzeitstag möglichst ähnlich ist. Das ist deshalb so wichtig, weil die klassische Kombination aus weißem Kleid und schwarzem Anzug, besonders bei grellem Sonnenlicht, einen sehr starken Kontrast darstellt. Und da die Kamera nur über einen begrenzten Kontrastumfang verfügt, kann sich leicht die Situation einstellen, dass auf dem Bild entweder die Braut zu hell oder der Bräutigam zu dunkel abgelichtet wird und Details verloren gehen.
Damit man diese Situation an der gegebenen Location ausloten kann, sollten also die Kleiderfarben halbwegs den Kleiderfarben am Hochzeitstag entsprechen. Auch die Tageszeit sollte ungefähr der geplanten Zeit der Paarfotos am Hochzeitstag entsprechen, damit man ähnliche Lichtbedingungen hat. Eine Garantie hierfür gibt es natürlich nie, denn das Wetter kann man nicht beeinflussen.
Wir trafen uns vorab für die Probeshootings und besprachen an der Location, was wir dort machen können, was sich das Brautpaar vorstellte und was ich, der Fotograf, für Ideen hatte. Dabei hatten sowohl das Brautpaar als auch Fotograf verschiedene Bilder mitgebracht, die wir im Internet gefunden hatten, die uns Anregungen gaben und als Grundlage dienen sollten.
Die Begehung der Location (ein Schlosspark) bot eine sehr schöne romantische Atmosphäre, und wir legten mit den ersten Probeaufnahmen los. Hierbei lernte ich auch den Nutzen eines Assistenten kennen, der ab und an mal eine Falte in den Klamotten des Paares zurechtrückt, oder einfach einen ungünstigen Schattenverlauf oder eine Handhaltung sieht, die einem selbst entgangen wäre. Zwei Augenpaare sehen mehr . Vielen Dank an dieser Stelle an meine Assistentin, meine Frau.
Wir verbrachten die nächsten Stunden damit, verschiedene Posen zu testen, den Park zu erkunden und die besten Fleckchen für die geplanten Fotos zu finden. Auch entdeckten wir dabei, dass einige der Springbrunnen ihre Wasserspiele nur zu bestimmten Tageszeiten zeigen. Somit entwickelten wir auch einen Ablaufplan für das Shooting am Hochzeitstag, wo und wann wir im Park sein wollten.
Während des Schootings haben wir an verschiedenen Orten „geprobt“, so auch an einem stark beschatteten Parkabschnitt. Hier wollte ich den Bräutigam im Hintergrund stehen haben, während die Braut im Vordergrund zu sehen sein sollte. Der Bräutigam, der ja ohnehin schon dunklere Kleidung trägt, wäre dabei noch mehr im Schatten gewesen als die Braut, weshalb ich ihn mit dem Blitz aufhellen wollte. Dabei stellte ich fest, dass die optische Blitzsteuerung an hellen Tagen auf mehr als fünf Meter nicht zuverlässig oder gar nicht funktioniert. – Gut, dass wir geprobt haben!
Mein Fazit war, dass ich mir für meine Blitze Funkauslöser (günstige, keine Poket Wizzards) gekauft habe. Mit diesen habe ich solche Probleme nun nicht mehr. Aufgrund des alten, nicht TTL-fähigen Blitzes den ich auch verwende, bin ich ohnehin gezwungen, die Blitzeinstellungen manuell vorzunehmen, was ich nebenbei bemerkt sogar bevorzuge. Ein weiteres Argument gegen die Verwendung von optischen Blitzauslösern ist mir auch noch in den Sinn gekommen. Auf der Feier würden sicherlich auch die Verwandten knipsen und somit unbeabsichtigt mit ihren Blitzen meine ferngesteuerten Blitze auslösen!
Nach dem Probeshooting haben wir dann die Bilder ausgewertet und konnten somit sehen, was besonders gut gefallen hat, was nicht und wo noch Kleinigkeiten zu ändern wären. Beim zweiten Shooting haben wir dann versucht, die kleinen Fehler des ersten Shootings auszubessern und auch noch weitere Ideen um zu setzen.
Ein weiterer positiver Nutzen der Bilder des Probeshootings ist, dass man diese auch für die Präsentation der Hochzeitsfotos z. B. in einer Diashow oder einem Fotobuch als Einleitung und/oder als Füllmaterial verwenden kann. Dazu aber in einem späteren Artikel mehr. Auch lassen sich solche Fotos vom Brautpaar in der Dekoration, den Speisekarten oder gar den Einladungen zur Hochzeit verwenden.
Für den Fall, dass es am Hochzeitstag regnen sollte, sprachen wir die Verwaltung des dortigen Schlosses an, ob wir notfalls im Schloss selbst Fotos machen dürften. Neben der Auskunft, dass das Schloss dafür nicht zur Verfügung stünde, sondern nur ein abgelegener und recht langweiliger Pavillon, haben wir etwas Interessantes erfahren, was der Profi sicherlich weiß, für uns aber unerwartet kam.
Die meisten Schlösser in Bayern (ich schätze mal in anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus) unterliegen der bayerischen Schlösserverwaltung und diese lässt sich die Benutzung ihrer Kulisse von Hochzeitsfotografen bezahlen (ein jährlicher Beitrag, von ich glaube 50,- Euro)! Auf Nachfrage hin erklärte man uns, dass wir als private Hochzeitsgesellschaft (also ohne professionellen Fotografen) für diese einmalige Angelegenheit nichts zu bezahlen bräuchten, dass wir allerdings eine Genehmigung darüber mit uns führen müssten, da die Parks vor allem an Sonn- und Feiertagen angeblich kontrolliert werden.
Ratschläge
- Probeshooting durchführen.
- Kleidungsfarbe des Paares passend wählen.
- Vorbereitend Bilder und Posings suchen.
- Bilder des Probeshootings mit dem Paar besprechen.
- Assistenten mitnehmen.
- Genehmingung für das Shooting einholen.
Alle Beiträge der Serie „Hochzeitsfotografie”
- Hochzeitsfotografie: Erfahrungen & Tipps
- Hochzeitsfotografie: Die Ausrüstung
- Hochzeitsfotografie: Probeshootings
- Hochzeitsfotografie: Hochzeitsreportage 1
- Hochzeitsfotografie: Hochzeitsreportage 2
- Hochzeitsfotografie: Die Arbeit danach
Autor des Artikels: Jens Dittmar
Zum Fotografieren kam ich vor einigen Jahren, damals lag mein Hauptinteresse in der Landschaftsfotografie. Im Jahr 2008 entdeckte ich die Makrofotografie für mich und war fortan begeistert von der kleinen Welt überall um uns herum. 2009 habe ich neben der Makrofotografie auch sehr viel Peoplefotografie betrieben und mich mit der Lichtführung intensiver beschäftigt. Zu einem meiner ersten Fotos sagte mein Vater einmal: „Wer fotografiert, lernt sehen.“ Diesen Leitsatz sehe ich in allen Bereichen der Fotografie täglich bestätigt. In der Makrofotografie ist er allerdings am offensichtlichsten.
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